Der Jugend eine Stimme geben

Mit Blick auf die erschütternden Anschläge vor einer Woche – ob in Beirut oder Paris – zeigt sich die Bedeutung einer starken Demokratie und eines starken Zusammenhalts der Weltgemeinschaft. Gemeinsame Wertevorstellungen sowie der Erhalt und das Streben nach demokratischen Grundrechten bilden die Grundlage unserer Einheit und Solidarität.

Grausame Anschläge sollen zur Einschüchterung dienen, doch wir müssen uns auf die per Gesetz verankerten Rechte und Normen besinnen und diese stützen. Denn fortwährend sind es unschuldige Menschen, die dem IS und anderen terroristischen Organisationen zum Opfer fallen – auch bei uns in Europa. In den letzten Tagen erkannten viele Menschen, dass der Terror nicht nur ein Problem des Nahen Ostens ist, sondern uns alle betrifft. Unter dem Schlagwort „Pray for Paris“ entwickelte sich eine Welle der Solidarität in allen sozialen Netzwerken. Hierbei beteiligten sich auffallend viele junge Leute. Doch da die Pariser Anschläge mehr Aufmerksamkeit erhielten als andere Anschläge weltweit, wurde schnell die Kritik an einer Trauer nach zweierlei Maß laut. Diesbezüglich ist hervorzuheben, dass auch die Attentate und Kriege in anderen Teilen der Welt für Bestürzung sorgen. Die Pariser Anschläge erregten hingegen besonders viel Aufmerksamkeit, da sie unvorhergesehen waren. Die Nutzer sozialer Netzwerke wollen daher ein Zeichen ihres Mitgefühls senden. Hierbei zeigt insbesondere die junge Bevölkerung, dass Gerechtigkeit, Beteiligung und Solidarität wichtige Säulen der langfristigen Stabilität unserer Gemeinschaft sind. Daher ist der Einbezug der jungen Generation in politische Diskurse besonders zu fördern.

Natürlich ist Politik für Jugendliche ein fester Bestandteil im Stundenplan. Aber auch außerhalb der Schule kann Politik schon früh eine wichtige Rolle einnehmen. Ob beispielsweise Bildungspolitik oder die Förderung des ÖPNV – politische Entscheidungen betreffen immer auch junge Menschen.

Leider ist die Wahrnehmung der Politik von Stagnation und mangelnder Bürgerbeteiligung geprägt. Doch die Realität sieht gerade heute ganz anders aus – auf Bundesebene ebenso wie in den Kommunen. Es überschlagen sich die Ereignisse: die Integration der Flüchtlinge als gemeinsame Aufgabe von Bund, Ländern und Kommunen, die Gewährung der Sicherheit für ein harmonisches Miteinander, die Weiterentwicklung des Bildungsangebotes sowie die Infrastruktur mit Straßen, Energie- und Internetversorgung bei uns vor Ort. In vielen Bereichen werden zukunftsbestimmende Entscheidungen getroffen. Themen, die vielerorts offen diskutiert werden und zu denen auch Jugendliche eine Meinung haben.

Um jungen Menschen Politik näher zu bringen und ihnen Möglichkeiten aufzuzeigen, sich politisch einzubringen, haben wir Jusos unter meiner Federführung dieses Jahr die erneute Durchführung des Projekts „10unter25“ organisiert. Hierbei handelt es sich um eine Veranstaltungsreihe für 10 junge Politikinteressierte unter 25 Jahren, denen aufgezeigt werden soll, welche Akteure und Handlungsfelder es auf kommunalpolitischer Ebene gibt und was diese bewirken können. Hierbei zeigte sich, dass die häufig angemahnte Politikverdrossenheit kein natürlich gegebenes Phänomen ist, sondern gerade Jugendliche und junge Erwachsene sich informieren und engagieren möchten.

Folglich muss anerkannt werden, wie couragiert und engagiert sich Jugendliche mit unserer wehrhaften, auf Freiheit ausgerichteten Demokratie auseinandersetzen und für diese eintreten. Wir müssen ihnen – noch viel stärker als bislang erfolgt – eine Stimme geben, um gehört zu werden. Hierzu sollte, wie bei den Kommunalwahlen, auch bei der niedersächsischen Landtagswahl ein Wahlrecht ab 16 Jahre eingeführt werden. Denn wer sich für eine Ausbildung oder das Abitur entscheidet und somit die eigene Zukunft maßgeblich beeinflusst, besitzt auch die Reife, sich an einer politischen Wahl zu beteiligen.

Vivian Willenbrock, Vorsitzende der Jusos im Kreis Verden und stellvertretende Ortsvereinsvorsitzende des SPD-Ortsvereins Langwedel / Etelsen.